Paralympics Paris 2024
Veröffentlicht am 6. September 2024
Die Vorzeichen standen wenige Wochen vor den Paralympics gar nicht gut für Taliso Engel vom 1.FCN Schwimmen, der am LSP Nürnberg trainiert. Anfang August konnte er wegen einer Mandelentzündung über eine Woche nicht ins Wasser, in Paris hat er sich dann noch einen Schnupfen eingefangen.
Ernst wurde es für Taliso am Montag, 2. September über 50m Freistil. Mit 0:24,72 erreichte er den 10. Platz auf seiner Nebenstrecke. Der Sieg ging wie in den Vorjahren an Ihar Boki in 0:23,65. Der aus Belarus stammende Athlet trat unter der neutralen NPA Flagge an (Neutral Paralympics Athlet) an. Am Dienstag ging es dann gleich weiter über 200m Lagen, wo er sich am Vormittag in 2:15,14 sich als Drittschnellster für abendliche Finale qualifiziert hätte – wenn es da nicht eine zweifelhafte Disqualifikation gegeben hätte. Beim Wechsel von Rücken auf Brust muss die Wand in Rückenlage angeschwommen werden. Der Kampfrichter will gesehen haben, dass Taliso die Rückenlage bereits von dem Anschlag verlassen hatte, was selbst auf Videoaufzeichnungen so klar nicht zu erkennen war. Der eingelegte Protest half trotzdem nicht.
Am Donnerstag, 5. September kam dann der Tag, auf den Taliso und Trainer Jochen Stetina 3 Jahre lang hingearbeitet haben. Seine Paradedisziplin, 100m Brust, auf der Taliso in 1:02,22 auch den Weltrekord in der SB 13 hält, stand an. Wie schon in Tokio, setzte er auch in Paris bereits im Vorlauf ein klares Zeichen an die Konkurrenz aus den USA, Kasachstan und Usbekistan. In 1:01,84 Min schwamm er erneut Weltrekord im Vorlauf und deklassierte die Konkurrenz in seinem Lauf um knapp 4 Sekunden.
Unterstützt von zahlreichen Fans, Familienmitgliedern und Freunden aus Nürnberg und rund 15.000 Zuschauern in der riesigen La Defense Schwimmarena schlug dann um 19:28 Uhr die Stunde von Taliso Engel. Als Favorit startete er auf Bahn 4, neben ihm sein größter Konkurrent, David Abrahams aus den USA, der in Paris den letzten Start seiner Schwimmkarriere angekündigt hatte und daher hochmotiviert war.
Taliso schwamm das Finale exakt wie im Vorlauf am Morgen. Bereits nach 50m lag er eine Körperlänge vor dem Feld und wendete auf die Hundertstelsekunde genau wie am Vormittag in 0:28,86. Die zweite Bahn wurde dann zur Taliso-Engel-Gala. Angefeuert von einem frenetischen Publikum in der restlos ausverkauften Arena enteilte er dem Feld und holte sich die Goldmedaille in 1:01,90 Min. Dass er damit seinen Weltrekord vom Vormitttag um 6 Hundertstel verpasste, spielte für die Euphorie in der Halle keine Rolle mehr.
Im darauffolgenden Finale der Damen konnte auch Elena Krawzow ihren Titelgewinn von Tokio wiederholen. Elena schwamm in 1:12,54 über 100m Brust einen fantastischen Weltrekord. Elena begann Ihre Schwimmkarriere in Nürnberg an der Schule für Sehbehinderte unter Trainer Michael Heuer. Heute lebt und trainiert Elena in Berlin.
Wir gratulieren Taliso zu diesem tollen Erfolg!